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San Keller, geboren 1971 in Bern, kann mit Recht als einer der bedeutendsten Schweizer Künstler der Gegenwart bezeichnet werden. Auch international hat er sich mit seinen partizipativ-ephemeren Aktionen und seinen poetisch-witzigen, ganz und gar einzigartigen Objekten ein herausragendes Renommée erworben. Von seinen ersten Auftritten Mitte der 1990er Jahre, u.a. beim Schweizer Fernsehen, wo er während der Tagesschau am Boden schlief, bis zu seinen internationalen Auftritten - zum Beispiel der Sharjah Biennale 2005, als er Dr. Shaikh Sultan Bin Mohammed El-Qasimi fragte, ob er den San Stern, das Markenzeichen seiner Arbeiten, beibehalten sollte, oder der Mathildenhöhe Darmstadt 2008, deren Ruf zur Teilnahme an der Ausstellung «Mathilda is Calling» er Folge leistete, indem er und Su Young Park einander gegenseitig in einem Handkarren dahin schoben - spannt sich ein kritisches, konzeptuelles, spielerisches Werk, das eine ganz besondere Annäherung an das Verhältnis von Kunst und Leben vornimmt.

Kunst bedeutet für San Keller nicht nur eine inhaltliche - eine sozial motivierte und seiner Neugierde nach der Untersuchung menschlichen Verhaltens sowie kunstbezogener und gesellschaftlicher Systeme nachkommende – Herausforderung, sondern vor allem eine formale. Was natürlich mit der inhaltlichen zu tun hat. Denn die Form muss ja mit dem Inhalt übereinstimmen. Oder mit der Handlung. So oder so, San Keller will nicht in erster Linie materielle Kunstwerke schaffen, sondern fasst Kunst als eine Dienstleistung auf, die neue Erfahrungen alter Muster anbietet, diese aber auch kritisch hinterfragt.
Die Aktionen gehen dabei von vertraglichen Vereinbarungen aus, bei denen die Werke einer eigenen, spielerischen Logik folgen und denen eine gewisse, aber sehr wohl intelligente Absurdität nicht abzustreiten ist. Die Einfachheit der verwendeten Mittel ist dabei Programm: Von alten Schuhen, billigen Plastikstühlen, Pittabroten, Staub, Steinen, Luft und Menschen, bis zu abgespielten Songs und geklauten wie selbst verfassten Worten und Wörtern werden alltägliche Dinge sorgfältig ausgewählt und auf das Werk abgestimmt.

Vielleicht nicht als singuläres, aber als ein sehr wichtiges Charakteristikum seiner Arbeit gilt dabei der Gebrauch von Logo, Label, Marke und anderen Mitteln der Vermarktung, die der Künstler unternehmerischen Strategien abgeschaut hat. Wenn auch andere Künstler ähnlich vorgehen, das hat die Ausstellung «Branding» am Centre Pasquart vor nicht allzu langer Zeit an mehren Beispielen ausgebreitet, durch die Verbindung von grundehrlicher selbstkritischer, schon fast antiwerbestrategischer Bescheidenheit auf der einen Seite und ironisch-parodistischer Subversion des kommerziellen Vorgehens auf der anderen, hat Keller diesem künstlerischen Aspekt neue Dimensionen erschlossen.

An Anerkennung dieses aussergewöhnlichen Werkes hat es durchaus nicht gefehlt. Auf Blockbuster Ausstellungen in New York, Kyoto, Berlin, London und andernorts legt der Künstler jedoch nicht grösseren Wert, als auf Ausstellungen in kleinen Kunsträumen oder im öffentlichen Raum, und man könnte auch nicht behaupten, dass man von San Keller in der Schweiz bisher zu wenig zu sehen bekommen hätte. Daher ist ein privates Museum für sein vergängliches Werk durchaus nicht das Notwendigste – aber etwas das sich ungemein stimmig in seine feine, subtile, vor allem aber humorvolle Kunst einfügt.